Islam und Fanatismus
In den vergangenen Jahren war das Konzept des Jihad im Islam immer wieder Gegenstand sehr kontroverser Diskussionen und Betrachtungen.
Der Begriff „Heiliger Krieg“ ist dem lslam vollkommen fremd. Er stammt aus dem Christentum, mit ihm wurde zu den Kreuzzügen gegen die Muslime im Mittelalter aufgerufen. Ebenfalls fremd ist dem Islam die Vorstellung von einer Verbreitung des Glaubens „mit Feuer und Schwert“. Niemals in der Geschichte des Islam hat es dergleichen gegeben. Der Heilige Koran gebietet nämlich als oberste und wichtigste Grundlage des gesellschaftlichen Lebens die absolute und unverbrüchliche Glaubens- und Gewissensfreiheit. So heisst es bindend im Heiligen Koran, dem Gesetzbuch des Islam:
„In Glaubensdingen darf es keinen Zwang geben“ (2:257)
„Lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will.“ (18:30)
„Kleiner Jihad“
Indes erlaubt der Islam die Verteidigung der Glaubensfreiheit und die Verteidigung von Leib und Leben. Diese Erlaubnis wurde von Gott dem Heiligen Propheten Muhammadsaw gegeben, nachdem er zwölf Jahre lang der grausamen Verfolgung durch die götzendienerischen Mekkaner friedlich standgehalten hatte, und als diese mit einem übermächtigen Heer gegen die wenigen Muslime ausrückten, um sie zu vernichten. Dazu sagt Gott im Heiligen Koran:
„Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah. (…) jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sprachen: „Unser Herr ist Allah.“ Und würde Allah nicht die einen Menschen durch die anderen im Zaum halten, so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen worden, worin der Name Allahs oft genannt wird.“ (22:40-41)
Dieser Kampf wird „Jihad Saghir“ (der kleine Jihad) genannt. „Jihad“ heisst wörtlich, „sich um etwas bemühen, nach etwas streben“. Er dient also ausschliesslich der Selbstverteidigung, wohingegen Aggression verboten ist.
Nirgendwo im Heiligen Koran ist die Rede davon, dass es den Muslimen erlaubt sei, einfach Menschen anderen Glaubens nur deswegen zu bekämpfen, weil sie eben einen anderen Glauben haben. Einen wie auch immer gearteten Glauben zu haben, steht jedem Menschen frei, genau wie es der Heilige Koran besagt.
Wer indes Verse des Heiligen Korans aus dem Zusammenhang reisst und daraus zu belegen versucht, dass es den Muslimen zwingend vorgeschrieben sei, die „Ungläubigen“ zu vernichten, begeht einen grossen Fehler.
„Mittlerer Jihad“
Der zuvor angesprochene Kampf wurde vom Heiligen Propheten Muhammadsaw als „kleiner Jihad“ bezeichnet, im Vergleich zum „Jihad Kabir“ (der mittlere Jihad). Dies ist der Wettstreit zur Verbreitung der Wahrheit durch Wort und Schrift, von dem Allah im Heiligen Koran sagt:
„Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen auf die beste Art.“ (16:126)
Die Muslime sollen also in „ Weisheit “ und „ schöner Ermahnung “ diskutieren. Dies geschieht heutzutage im interreligiösen Dialog, der die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Kulturen und Religionen unterstreicht, ohne die Friedensbotschaft des Islam zu vernachlässigen.
„Grosser Jihad“
Der wichtigste Jihad aber ist der „ Jihad Akbar “ (der grosse Jihad). Er besteht in dem unablässigen Bemühen des Menschen um das richtige Gehen auf dem geraden Weg, d.h. dem Kampf gegen Egoismus und schlechte Neigungen und falsche Begierden.
Der Heilige Prophet Muhammadsaw hat dies einmal verdeutlicht, als er, mit Gefährten von einer Kampfhandlung nach Medina zurückkehrend, sagte: „Wir kommen aus dem kleinen Jihad und ziehen in den grossen Jihad.“ Er sagte auch einmal: „Der beste Jihad ist ein wahres Wort gegen einen Tyrannen“.
Fazit
Zusammenfassend können wir sagen, dass die grausamen und niederträchtigen Morde von selbsternannten „Glaubenskriegern“, durch die Unschuldige ums Leben kommen, nicht mit der friedlichen Lehre des Islam vereinbar sind; und dass auch die Mär, mit der hierzulande den Menschen Angst eingejagt wird, der Islam gebiete die Vernichtung aller Ungläubigen, keine Grundlage im Heiligen Koran oder im vorbildlichen Leben des Heiligen Propheten Muhammadsaw findet.
Islam heisst, kurz gesagt „Frieden“, und seine Lehre dient der Erhaltung und Erringung des Friedens. Und es ist verständlich, dass eine Zwangsbekehrung, sei sie durch physische oder psychische Gewalt zustande gekommen, nur Heuchler hervorbringen kann, niemals aber Menschen mit einem liebenden Herzen, wie es der Islam fordert. Ein Muslim soll sich nicht den Krieg wünschen und kein islamischer Staat sollte ihn anstreben.
Der Begründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat, der Verheisse Messias, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmadas, hatte bereits vor mehr als einhundert Jahren deutlich erklärt, dass den Lehren des Heiligen Korans und den Lehren des Heiligen Propheten Muhammadsaw zufolge der Gebrauch von Gewalt in Glaubensdingen absolut verboten sei und es sein Ziel ist , die religiös motivierten Kriege der Muslime zu beenden.
Er sagte darüberhinaus, dass der Islam den Muslimen keine Rebellion erlaubt. Dies gilt ausdrücklich auch gegenüber nicht-muslimischen Regierungen.
Weiterhin sagte er, dass das einzige Mittel eines Muslims das Gebet sein soll und seine einzigen Waffen seine feste Entschlossenheit und Zielstrebigkeit. Er solle den Grundstein für Frieden legen und voller menschlicher Zuneigung und Mitgefühls für seine muslimischen und nicht-muslimischen Mitbürger sein.