Der Sündenfall von Adam und Eva & Sühne der Menschheit
Die Sühne der Menschheit
Um dieses scheinbar unlösbare Problem dennoch lösen zu können, entwickelte Gott einen genialen Plan. Unklar ist dabei, ob Er Seinen „Sohn“ zu Rate zog. Dachten sie beide sich den Plan aus oder war es vollkommen die Idee des „Sohnes“, der später von Gott dem Vater akzeptiert wurde?
Die Inhalte des Plans über die Zeit von Jesus Christus, sind wie folgt: Vor Zweitausend Jahren wurde der „Sohn Gottes“, der sich die Ewigkeit mit Gott selbst teilte, von einer menschlichen Mutter geboren. Als „Sohn Gottes“ vereinte er in sich sowohl die perfekten Charaktereigenschaften eines Menschen als auch die des Gott Vaters. Als nächstes wird uns erzählt, dass eine fromme, keusche Dame namens Maria, auserwählt wurde, um die Mutter des „Sohn Gottes“ zu sein. In einer Partnerschaft mit Gott zeugte sie Jesus Christus. Somit wurde Jesus buchstäblich als „Sohn Gottes“ und ohne Sünde geboren, bewahrte aber dennoch irgendwie seinen menschlichen Charakter und sein menschliches Wesen.
Als solches entschied er sich freiwillig dazu, die Last der gesamten Sünden derjenigen Menschen in der Menschheit auf sich zu nehmen, die an ihn glauben und ihn als ihren Heiland annehmen würden. Durch diese geschickte Lehre, so wird behauptet, hat Gott die Beeinträchtigung seines ewigen Attributes der absoluten Gerechtigkeit vermieden.
Bedenken Sie, dass durch diese Vorgehensweise der Mensch nicht unbestraft bleibt, egal wie sündig er auch sein mag. Gott würde weiterhin Vergeltung von den Sündern einfordern, ohne dass dies seinen Gerechtigkeitssinn beeinträchtigt.
Der einzige Unterschied zwischen diesem und dem vorherigen Standpunkt, der ja verantwortlich war für diesen drastischen Wandel, ist die Tatsache, dass es nun Jesus ist, der bestraft werden würde und nicht die sündigen Söhne und Töchter Adams. Es wäre das Opfer von Jesus, welches letztlich massgeblich wäre für die Sündentilgung der Kinder Adams. Wie seltsam und bizarr diese Logik auch sein mag, das ist genau das, was angeblich geschehen sein soll. Jesus erwählte sich freiwillig und wurde infolgedessen für Sünden bestraft, die er niemals begangen hat.
Der Sündenfall von Adam und Eva
Lassen Sie uns die Geschichte von Adam noch einmal von Anfang an untersuchen. Kein einziger Punkt der oben genannten Glaubenslehre, kann vom gesunden Menschenverstand oder von der allgemeinen Logik akzeptiert werden.
Als erstes ist da die Vorstellung, dass durch das Sündigen von Adam und Eva, ihre Nachkommenschaft für alle Zeit genetisch mit der Sünde verschmutzt wurde. Dem widerspricht jedoch die Wissenschaft der Genetik, die festgestellt hat, dass menschliches Denken und Handeln, sei es gut oder schlecht, selbst konsequent andauernd und während der gesamten Lebensdauer einer Person eingehalten, dieses nicht in das genetische System der menschlichen Fortpflanzung übertragen und dorthin dekodiert werden kann.
Ein Menschenleben ist ein viel zu kurzer Zeitraum, als dass es irgendeine Rolle beim Zustandekommen solch tiefgreifender Veränderungen spielen könnte. Selbst die Schlechtigkeiten von Generationen von Menschen oder auch ihre guten Taten, können nicht als genetische Eigenschaft an weitere Generationen ihrer Nachkommen übertragen werden. Vielleicht sind mehrere Millionen Jahre dazu notwendig, die menschlichen Gene mit neuen Eigenschaften verschmelzen zu lassen. Selbst wenn dieses bizarre Ereignis durch die absurdeste und unannehmbarste Erweiterung der eigenen Vorstellungskraft dennoch angenommen werden würde, so müsste auch das Gegenteil mit der gleichen Logik angenommen werden. Das wiederum würde bedeuten, dass, wenn eine sündige Person bereut hat und letzten Endes gesäubert ist, dieser Vorgang ebenfalls im genetischen System als effektive Auslöschung der bisherigen Sünde gespeichert werden sollte.
Wissenschaftlich gesehen ist auch das zweifellos undenkbar, aber ganz sicher besteht zumindest weit mehr Logik in diesem ausgeglichenen Bild, als die Vorstellung, dass es nur der Hang zur Sünde sei, der genetisch verschlüsselt werden kann, nicht aber die Veranlagung dazu, Gutes zu tun.
Zweitens, durch den Versuch, das Problem mit Adam zu lösen, indem gesagt wird, dass die Sünde genetisch an die zukünftigen Generationen übertragen wird, wurde lediglich die völlige Zerstörung der Grundlage erreicht, auf der die christliche Glaubenslehre von „Sünde und Sühneopfer“ aufbaut. Wenn Gott absolut gerecht ist, wo ist dann die göttliche Gerechtigkeit bei der ewigen Verdammung der Nachkommenschaft von Adam und Eva zu finden? Für eine Sünde, die sie zwar begangen, dann aber sofort bereuten haben?
Immerhin war es eine Sünde, für die sie selbst schwer bestraft worden sind, indem sie mit Schande aus dem Paradies vertrieben wurden. Was für eine Art von Gerechtigkeit eines Gottes soll das sein, Er, der, nachdem er Adam und Eva für ihre eigenen Sünden bestraft hat, Er seinen Durst nach Rache immer noch nicht gestillt hat und so die gesamte menschliche Rasse dazu verdammt, hilflos und erniedrigt, von Geburt an zu sündigen. Welche Möglichkeit hatten die Kinder von Adam und Eva, der Sünde zu entkommen? Wenn Eltern Fehler machen, warum sollen ihre unschuldigen Kinder auf ewig für diesen Fehler leiden?
Was für einen verdrehten Gerechtigkeitssinn beansprucht Gott da für sich und was für einen Gerechtigkeitssinn verdient Sein Wohlgefallen, wenn Er Menschen, die dazu erschaffen sind, sündhaft zu handeln, genau dafür bestraft, egal wie sehr sie die Sünde auch verabscheuen mögen? Die Sünde wurde zu einem Bestandteil ihres Mechanismus gemacht. Es gibt keine Möglichkeit mehr für irgendein Kind Adams, unschuldig zu bleiben. Wenn die Sünde ein Verbrechen ist, dann verlangt das logische Denken von uns, dieses Verbrechen dem Schöpfer zuzuschreiben und nicht der Schöpfung. Welche Art von Gerechtigkeit bewirkt, wie in diesem Fall, die Bestrafung der Unschuldigen für die Verbrechen des Täters? Wie sehr dem christlichen Verständnis von Sünde und ihrer Konsequenzen widersprechend, äussert sich doch der Heilige Koran, indem er sagt:
„Und keine Lasttragende (Seele) kann die Last einer anderen tragen…“ (Der Heilige Koran 35:19).
„Allah belastet niemanden über sein Vermögen.“ (Der Heilige Koran 2:287)
Verglichen mit dem christlichen Konzept von Sünde und Sühne sind diese Äusserungen des Heiligen Korans pure Musik in den Ohren der Seele.
Der 4. Khalifa der Ahmadiyya Muslim Jamaat: Hadhrat Mirza Tahir Ahmad, Das Christentum – Wahrheit und Mythos, Verlag Der Islam, 2010, S.35-39