Hochmut als Unheil

7. Bai’at-Bedingung

„Dass er/sie Stolz und Eitelkeit völlig aufgeben wird und ihr/sein ganzes Leben in Bescheidenheit, Demut, Freundlichkeit, Milde und Genügsamkeit verbringen wird.“

Nach Shirk gibt es kein grösseres Unheil als Hochmut

Nachdem Satan seinen Hochmut zum Ausdruck gebracht hatte, fasste er von Anbeginn an den Entschluss, dass er sein Möglichstes unternehmen würde, um die Menschen daran zu hindern, wahre Diener des barmherzigen Gottes zu werden, und dass er sie auf unterschiedlichste Art umgarnen und umzingeln würde, so dass sie aufgrund der Neigungen ihres Egos Stolz über ihre guten Taten empfinden, der sich dann allmählich zum Hochmut weiterentwickelt. Und durch Hochmut gehen schliesslich auch die Segnungen für die vormals geleisteten guten Werke verloren. So hatte Satan sich bereits vom ersten Tag an dazu entschlossen, die Menschen vom rechten Weg abzubringen. Und da er selbst aus Hochmut Allahs Gebote zurückgewiesen hatte, versucht er auch die Menschen mittels mannigfaltiger Wege zum Hochmut zu verleiten. Lediglich die wahren Diener Allahs, die Seine besonderen Ergebenen sind und die Ihn anbeten, bleiben gegen die Verführungsangriffe Satans gefeit. Ansonsten ist der Hochmut jenes Laster, durch den es Satan gemeinhin am ehesten gelingt, den Menschen in seine Fänge zu bekommen.

Daher sollte Hochmut nicht als etwas Belangloses betrachtet werden, zumal wir beim Ablegen des Bai’at die Bedingung annehmen, dass wir nicht hochmütig und eitel sein werden und Stolz sowie Hochmut völlig aufgeben werden. Allerdings ist dies keine leichte Aufgabe, da Hochmut mannigfaltige Erscheinungsformen hat und Satan daher aus unterschiedlichen Richtungen angreift. Es ist ein Zustand grosser Furcht und in der Tat kann einzig und allein Gottes Gnade davor Schutz gewähren. Deshalb hat der Verheissene Messiasas in dieser siebten Bedingung auch einen Weg aufgezeigt, durch den Gottes Gnade erlangt werden kann. So erläuterte der Verheissene Messiasas, dass Hochmut wiederholt zuschlägt, wenn die durch seine Aufgabe entstandene Leere nicht mit Demut und Bescheidenheit ausgefüllt wird. Eignen Sie sich daher Demut an, denn Allah liebt den Weg der Demut. Der Verheissene Messiasas selbst entwickelte seine Demut dermassen bis zum Äussersten, dass sich kein vergleichbares Beispiel dazu finden lässt.

Dies ist auch der Grund, weshalb Allah Seiner Zufriedenheit ihm gegenüber in diesem Zusammenhang mit der folgenden Offenbarung Ausdruck verlieh: „Ihm gefallen Deine demütigen Wege“. Und sollten nicht auch wir – die das Bai’at-Gelübde auf der Hand des Verheissenen Messiasas abgelegt und ihn als den Imam der Zeit angenommen haben – uns diese hohe moralische Eigenschaft aneignen? Der Mensch an sich besitzt ohnehin keinen Stellenwert, auf den er sich etwas einbilden und Hochmut zeigen könnte. So sagt Allah im Heiligen Qur`an:

„Und wandle nicht hochmütig auf Erden, denn du kannst die Erde nicht spalten, noch kannst du die Berge an Höhe erreichen.“ (17:38)

Aus diesem Vers geht eindeutig hervor, dass der Mensch an sich keinen Stellenwert besitzt. Worauf basiert dann sein Hochmut? Manche Menschen halten sich selbst für Könige der Zeit und sind nicht bereit, aus ihrem eigenen, eingeschränkten Kreis herauszutreten. Und während sie in ihren eigenen Kreisen verharren bleiben, halten sie sich selbst für etwas Besonderes.

Ich werde dies anhand des Beispiels eines sehr kleinen Kreises, nämlich dem innerfamiliären Kreis, erläutern: Manche Männer behandeln ihre Frauen und Kinder derart grausam, dass ihre Grausamkeit geradezu die Seele erschüttert. So haben mir einige Mädchen geschrieben, dass sie von ihrer Kindheit an bis hin zur Erlangung ihres Erwachsenenalters die Grausamkeiten ihrer Väter gegenüber ihren Müttern und auch ihnen selbst gegenüber erduldet haben, aber nun keine Kraft mehr aufbringen können, um diese weiterhin zu ertragen. Sie schildern, dass sie sich verängstigt in ihre Zimmer zurückziehen, sobald ihre Väter nach Hause kommen und dass ihre Väter derart grausam sind, dass es schon ausreicht, dass ihre Mütter oder sie selbst lediglich etwas sagen, was der Meinung ihrer Väter widerspricht, um für sie alle ein Unheil heraufzubeschwören. Bei solchen Fällen handelt es sich um Hochmut, der die Väter zu solchen Extremen führt.

Allerdings verhalten sich solche Personen ausserhalb der Familie gegenüber anderen Menschen meistens sehr freundlich und erwecken dadurch bei ihnen den Anschein, dass niemand rechtschaffener als sie sei. Dadurch gewinnen sie die Gunst der anderen. Dann gibt es aber auch solche, die sowohl ausserhalb ihrer Familie als auch in ihrer Familie dasselbe Verhalten zeigen, so dass bei ihnen alles sichtbar wird.

Ein dermassen hochmütiges und schändliches Verhalten von solchen Personen führt allerdings dazu, dass ihre Kinder – und dabei insbesondere deren Söhne – nach Erreichen des Erwachsenenalters sich angesichts jener Grausamkeiten, die ihre Väter ihren Müttern, ihren Schwestern oder auch ihnen selbst antaten, sich gegen sie erheben. Und sie beginnen, sich zu rächen, wenn die betagten Väter altersschwach werden. Derartige Beispiele von solchen hochmütigen Personen lassen sich in den verschiedensten Kreisen finden.

So gibt es unterschiedliche soziale Kreise, wie beispielsweise der Kreis der Familie oder der Kreis der Gesellschaft. Und wenn Sie über Ihre jeweiligen Kreise nachsinnen, so werden Sie kontinuierlich solche Beispiele von Hochmut vorfinden. Die äusserste Verschärfung von Hochmut zeigt sich indes in dem weiten Kreis einzelner Nationen, Völker und Staatsregierungen, die sich darin äussert, dass auf alle anderen herablassend geschaut wird. So verachten sie arme Nationen und Völker. Und genau dies ist die Ursache vieler Konflikte in der heutigen Welt. Würde man Hochmut gänzlich austilgen, so gäbe es auch keine Konflikte mehr. Jedoch sind sich diese hochmütigen Nationen und Völker nicht darüber bewusst, dass von einer anmassenden Nation keine Spur mehr zurückbleibt, wenn Allahs Strafe sie ereilt. Allah gebietet im Heiligen Qur’an:

„Und weise deine Wange nicht verächtlich den Menschen und wandle nicht hochmütig auf Erden; denn Allah liebt keine eingebildeten Prahler.“ (31:19)

Gott gebietet uns diesem Vers zufolge, den Menschen nicht die eigene Wange verächtlich zuzuweisen und nicht hochmütig auf der Erde umherzuwandeln. Hochmütige Menschen besitzen eine ganz bestimmte Eigenart, jedoch liebt Allah nicht jene, die hoch erhobenen Hauptes herumstolzieren. Manche Menschen haben die Gewohnheit, sich den ihnen unterstehenden Personen gegenüber arrogant und herablassend zu benehmen, während sie sich gleichzeitig bei jenen Personen, die ihnen übergeordnet sind, einschmeicheln und liebedienern. Bei solchen Menschen zeigt sich auch das Laster der Heuchelei.

Tatsächlich ist Hochmut die Ursache vieler weiterer Laster und schlechter Eigenschaften. Dadurch verschliessen sich allmählich die Tore zur Tugend, bis sie sich schliesslich endgültig verriegeln. Demzufolge entfernen sich derartige Personen auch immer weiter von der Religion und ebenso auch vom System der Jama’at. Und je hochmütiger sie werden, desto mehr verlieren sie die Nähe Gottes sowie seines Heiligen Prophetensaw, ebenso wie sie auch Gottes Segnungen verlieren. In einem Hadith wird von Hadhrat Jabirra berichtet, dass der Heilige Prophetsaw sagte:

„‘Am Tage des Jüngsten Gerichts werden jene von euch mir am liebsten und auch am nächsten sein, die die besten moralischen Eigenschaften besitzen. Und jene von euch werden am meisten verabscheut werden und am meisten von mir entfernt sein, die sarsaar sind, d.h. die hohe Reden schwingen und vorlaut sind, die mutashaddiq sind, d.h. die in herablassender und eingebildeter Art und Weise sprechen und die mutfaihiq sind.‘ Die Gefährten des Heiligen Prophetensaw sagten daraufhin, dass sie die Bedeutungen von sarsaar und mutashaddiq zwar kennen, aber dass ihnen die Bedeutung von mutfaihiq unbekannt sei. Der Heilige Prophetsaw antwortete: ‚Als mutfaihiq werden jene Personen bezeichnet, die eitle Reden schwingen und hochmütig sprechen‘.“ (Tirmidhi, abwab-ul-birri was-silah, Kapitel fi mamalil akhlaaq)

Und einem anderen Hadith zufolge berichtet Hadhrat Ibn-e-Mas’udra, dass der Heilige Prophetsaw erklärte:

„Drei Laster sind die Wurzel aller Sünden und sollten daher vermieden werden. Zum einen sollte man sich vor Hochmut hüten, denn dies ist jenes Laster, das Satan daran hinderte, sich vor Adam niederzuwerfen. Hütet Euch zum zweiten vor Habgier, denn Habgier brachte Adam dazu, das Obst des verbotenen Baumes zu essen. Und hütet Euch schliesslich auch vor Neid, denn dieses Laster brachte einen Sohn Adams dazu, seinen Bruder zu töten.“ (Qushairiyyah, Kapitel Hasad, S. 79)

In einem anderen Hadith wird von Hadhrat Abdullah bin Mas’udra berichtet, dass der Heilige Prophetsaw sagte:

„‘Allah wird denjenigen, in dessen Herzen sich auch nur ein Körnchen Hochmut befindet, nicht in das Paradies eintreten lassen.‘ Jemand fragte daraufhin, wie es sich mit einer Person verhält, die gerne schöne Kleider und Schuhe trägt. Darauf antwortete der Heilige Prophetsaw: ‚Das ist kein Hochmut. Allah ist schön, und Er liebt Schönheit. Hochmut liegt im Zurückweisen der Wahrheit, Verachten anderer Menschen und im herablassenden Umgang mit anderen‘.“ (Sahih Muslim, kitab-ul-iman, Kapitel tahrim-il-kibri wa bayanih)

Weiterhin heisst es in einem weiteren Hadith, in dem Hadhrat Abu Hurairahra berichtet, wie der Heilige Prophetsaw sagte:

„Zwischen der Hölle und dem Paradies kam es einmal zu einem Streitgespräch. Die Hölle gab über sich selbst an, dass grosse Tyrannen und hochmütige Menschen in sie eintreten, während das Paradies entgegnete, dass in ihm schwache und demütige Menschen Einlass finden. Daraufhin sagte Allah zur Hölle: Du bist die Manifestation Meiner Bestrafung, und durch dich bestrafe Ich, wen immer Ich will. Und zum Paradies sagte Er: Du bist die Manifestation Meiner Gnade, und durch dich gewähre Ich Gnade, wem immer Ich will. Und ihr beide werdet euren vollen Anteil erhalten.“ (Sahih Muslim, kitab-ul-jannati wa sifati ni‘amiha wa ahliha)

Möge jeder Ahmadi auf dem Pfade der Demut, der Bescheidenheit und der hohen moralischen Eigenschaften wandelnd die Gnade Allahs erlangen und in das Paradies eintreten. Und möge jedes Haus frei von der Sünde des Hochmuts sein. Gemäss einem Hadith, das von Hadhrat Abu Sa’id Khudrira und von Hadhrat Abu Hurairahra überliefert wird, sagte der Heilige Prophetsaw:

„Ehre ist das Gewand Allahs, und seine Pracht ist das, was Ihn umhüllt. Und Er verheisst demjenigen Seine Bestrafung, der Ihm diese hinfort zu nehmen versucht.“ (Sahih Muslim, kitab-ul-birr was-silah)

Hochmütige werden niemals in das Paradies eintreten

Hochmut erhebt den Menschen auf die Stufe Gottes. Wie kann also jenem vergeben werden, der selbst Anspruch auf Göttlichkeit erhebt, wenn Allah bereits Verheissen hat, schon demjenigen nicht zu vergeben, der Ihm Nebengötter beistellt? Es war stets der Hochmut, der in den verschiedenen Zeiten Menschen wie den Pharao hervorbrachte.

Und was all diesen Menschen letztlich widerfuhr, haben Sie in der Geschichte gelesen bzw. in diesem Zeitalter auch selbst gesehen. Dies ist ein Zustand grosser Furcht, und jeder Ahmadi sollte sich daher auch bereits vor der kleinsten Spur von Hochmut hüten, da Hochmut dazu neigt, immer weiter anzuwachsen und den Menschen gänzlich einzunehmen. Allah hat uns verdeutlicht und ermahnt, dass dies einzig Sein Gewand ist, Er allein Herr über alle Welten ist und auch nur Ihm allein Pracht innewohnt, so dass wir dies annehmen und uns Demut aneignen sollten. Und derjenige, der diese Grenze überschreitet, wird Allahs Strafe auf sich ziehen.

Wer Hochmut auch nur in der Grösse eines Senfkorns hegt, ist zum Verderben verflucht. Gleichzeitig verheisst Allah allerdings auch eine frohe Kunde, indem er zusichert, dass Er bereits denjenigen vor der Qual des Höllenfeuers erretten wird, der bloss ein Körnchen Glauben besitzt. Dementsprechend heisst es in einem Hadith, welches von Hadhrat Abdullahra überliefert wurde, dass der Heilige Prophetsaw sagte:

„Derjenige wird nicht in das Paradies eintreten, in dessen Herzen sich Hochmut auch nur in der Grösse eines Senfkorns befindet; und derjenige wird nicht ins Feuer eingehen, in dessen Herzen sich Glauben auch nur in der Grösse eines Senfkorns befindet.“ (Sunan Ibn-e-Maja, kitab-ul-muqaddimah)

In diesem Zusammenhang sagte der Verheissene Messiasas:

„Ich sage euch wahrhaftig, dass es am Tage des Jüngsten Gerichts nach Shirk kein grösseres Unheil geben wird als Hochmut. Tatsächlich ist Hochmut ein solches Übel, das den Menschen in beiden Welten in Ungnade fallen lässt. Allahs Gnade läutert jeden, der an Seine Einheit glaubt, jedoch nicht den Hochmütigen. Schliesslich hatte auch Satan den Anspruch erhoben, an die Einheit Gottes zu glauben; und dennoch hat er sich hochmütig verhalten und Adam gegenüber, der Allah teuer war, seine Geringschätzung zum Ausdruck gebracht. Satan kritisierte Adam und erfuhr letztlich seine eigene Verderbnis; und das Joch des Fluches wurde seinem Nacken angeheftet. Somit war Hochmut die erste Sünde, die ein Wesen in eine endgültige Verderbnis stürzte.“ (A’inah-e-Kamalat-e-Islam, Ruhani Khaza’in, Bd. V, S. 598)

Weiterhin sagte der Verheissene Messiasas auch:

„Ihr werdet keine Annahme finden, solange euch irgendwelche Facetten von Hochmut, Heuchelei, Narzissmus oder Trägheit inne wohnen. Und trügt euch nicht mit einigen wenigen Dingen, die ihr bereits erreicht habt, indem ihr sagt, dass nur diese in eurer Macht standen; denn Allah wünscht von euch, dass euer gesamtes Wesen einen Wandel erlebt. Und Er erwartet von euch einen Tod. Hiernach wird Er euch erneut zum Leben erwecken.“ (Kishti-e-Nuh, Ruhani Khaza’in, Bd. XIX, S. 12.)

Hochmut steht in enger Beziehung zu Satan

Der Verheissene Messiasas führt ferner aus:

„Tatsächlich gibt es auch solche Personen, die hochmütig werden, sobald sie bloss zwei Tage lang das Namaz verrichten, obwohl sich ihr Rang eigentlich Hunderte von Rängen unterhalb der Stufe der Prophetenas befindet. Ebenso werden sie blasiert und arrogant, wenn sie fasten oder die Pilgerfahrt vollziehen, anstatt sich dadurch zu reinigen. Denkt aber stets daran, dass Hochmut von Satan kommt und daher einen Selbst auch zu Satan werden lässt! Und solange ein Mensch nicht von diesem ablässt, wird er daran gehindert sein, die Wahrheit anzunehmen und göttliche Segnungen zu empfangen.

Daher sollte man in keinster Weise hochmütig sein und sich weder hinsichtlich seines Wissens, seines Reichtums und seines hohen Ranges, noch ob seiner Kastenzugehörigkeit, seiner Abstammung und seiner Herkunft etwas einbilden. Denn dies sind jene Dinge, bezüglich derer sich mehrheitlich Hochmut entwickelt. Solange der Mensch sich nicht von ihnen reinigt, kann er weder die Wertschätzung Gottes erlangen, noch die Erkenntnis erfahren, durch die die wertlosen Komponenten der Gefühle verbrannt werden – denn dies ist jener Bereich, der Satan eigen ist und den Allah missbilligt.“

Der Verheissene Messiasas erläutert hier, dass es einige grundlegende Dinge gibt, derer man bewusst sein sollte und vor denen man sich bewahren sollte. Manche Leute verrichten zwei bis vier Tage lang das Namaz und bilden sich ein, dadurch bereits besonders fromm geworden zu sein und tragen auf ihren Gesichtern einen eigenartigen ernsten Ausdruck, der Stolz ausstrahlt. Sie haben sicherlich gelegentlich diese Menschen gesehen, die mit langen Gewändern bekleidet und mit einem Rosenkranz in den Händen aus den Moscheen heraustreten. Ihre Haltung strahlt Stolz und Hochmut aus. Aber Gott sei gedankt, dass die Ahmadiyya Jama’at frei von derartigen Personen mit langen Gewändern ist. Und wenn solche Personen die Pilgerfahrt verrichten und von dieser zurückkehren, so wird bis zum Äussersten dafür geworben.

Die Vollziehung der Pilgerfahrt dient ihnen somit bloss zur Prahlerei; ebenso verhält es sich auch mit ihrem Fasten. All ihre Bemühungen verfolgen einzig das Ziel, überlegen zu wirken und bei anderen den Eindruck zu erwecken, dass man besonders rechtschaffen sei, viel faste, die Pilgerfahrt vollzogen habe und somit sehr fromm sei. All diese Schaustellungen wurzeln entweder in Hochmut, oder aber sie werden selbst zur Ursache für die Entwicklung von Hochmut. Weiterhin hat der Verheissene Messiasas dargelegt, dass manche Menschen aufgrund ihrer Abstammung und ihrer Kastenzugehörigkeit Hochmut empfinden und von sich annehmen, eine besonders edle Herkunft zu haben. So sagen sie: „Wie kann mir der und der ebenbürtig sein, wo er doch einer niederen Herkunft entstammt?“– Damit erklärt der Verheissene Messiasas, dass Hochmut unterschiedlichste Erscheinungsformen hat und den Menschen von der Erkenntnis Gottes und Seiner Nähe distanziert, so dass der Mensch allmählich in Satans Schoss fällt. Darüber hinaus führt der Verheissene Messiasas aus:

„Nun, meines Erachtens ist dies ein hervorragender Weg, sich zu reinigen; und es ist unmöglich, eine bessere Methode der eigenen Läuterung zu finden als jeglichem Hochmut gänzlich zu entsagen, sei es nun in Bezug auf die Abstammung, das Wissen oder den Reichtum. Derjenige, dem Allah Augenlicht schenkt, wird erkennen, dass jedes Licht, das imstande ist, aus diesen Finsternissen herauszuhelfen, einzig und allein vom Himmel herabsteigt. Und der Mensch ist permanent auf dieses himmlische Licht angewiesen. Das Auge selbst kann ebenfalls ohne das Licht der Sonne, das aus dem Himmel hinabstrahlt, nichts sehen. Ähnlich verhält es sich auch mit dem inwendigen Licht des Himmels, das jegliche Düsternis austilgt und an ihrer Stelle das Licht der Taqwa und der Reinheit gebiert. Und ich erkläre euch wahrhaftig, dass die Taqwa, der Glaube, das Gebet und die Reinheit eines Menschen dem Himmel entstammen. Jedoch hängt dies von der Gnade Allahs ab, und wenn Er will, so gewährt Er es, und wenn Er nicht will, dann verwehrt Er es.


Wahre Erkenntnis bedeutet indes, dass man sein Ego auslöscht, diesem jegliche Wichtigkeit entzieht, sich vor der Schwelle Allahs niederwirft und mit Demut und Bescheidenheit Seine Gnade ersucht und von Ihm jene Erleuchtung erbittet, durch die die Leidenschaften des eigenen Egos verbrannt werden und in einem selbst ein Licht und ein Drang nach guten Taten ausgelöst wird.

Und wenn man dann durch Allahs Gnade hieran einen Anteil erhält und einen Tiefblick sowie eine feste Überzeugung erwirbt, so sollten diesbezüglich keine Überheblichkeit und kein Hochmut entstehen. Stattdessen sollte man noch bescheidener und demütiger werden, denn je mehr ein Mensch sich selbst als bedeutungslos erachtet, desto mehr Erfahrungen und göttliches Licht werden ihm zuteil, die ihm wiederum Stärke und (spirituelles) Licht vermitteln. Und wenn ein Mensch an diesem Glauben festhält, so wird er sicherlich durch die Gnade Allahs hohe moralische Eigenschaften in sich vereinen können. Jedoch ist es auch Arroganz, wenn man von sich annimmt, in der Welt einen hohen Rang inne zu haben. Eine solche Annahme führt wiederum zum Hochmut und auch dazu, dass man andere verwünscht und sie gering schätzt.“ (Malfuzaat, Bd. IV, S. 212 f., neue Auflage)

Der Verheissene Messiasas erläutert weiter:

„Hochmut ist eine sehr gefährliche Krankheit; und jeder, der von ihr befallen wird, erleidet einen spirituellen Tod. Ich weiss gewiss, dass diese Krankheit sogar übler als Totschlag ist. Zudem wird ein hochmütiger Mensch zu Satans Bruder, denn es war Hochmut gewesen, der zu Satans Fall und seinem Niedergang führte. Daher ist es für einen wahren Gläubigen obligatorisch, dass er frei von Hochmut ist und stattdessen Demut und Bescheidenheit zum Ausdruck bringt. Genau dies zeichnet auch die Auserwählten Allahs aus, deren Demut und Bescheidenheit die höchsten Ränge erklimmen. Am ausgeprägtesten zeigen sich diese Eigenschaften dabei in der Person des Heiligen Prophetensaw. Als einer seiner Bediensteten danach gefragt wurde, wie er vom Heiligen Prophetensaw behandelt wurde, so antwortete er darauf, dass er selbst in der Tat vom Heiligen Prophetensaw mehr bedient worden sei als dass er ihn bedient hätte.“ (Malfuzaat, Bd. IV, S. 437 f., neue Auflage)

Hochmut ist Allah am abscheulichsten

Ausserdem führt der Verheissene Messiasas auch aus:

„Ich ermahne meine Gemeinde, Hochmut zu vermeiden, weil Hochmut in den Augen unseres Gottes, dem Herrn des Ruhmes, das Abscheulichste ist. Vielleicht begreift ihr nicht wirklich, was Hochmut ist, so lernt von mir, weil ich mit dem Geist Gottes spreche. Jeder, der auf seinen Bruder herabschaut, weil er sich selbst für gelehrter, weiser oder gebildeter hält als ihn, ist hochmütig. Er ist hochmütig deswegen, weil er, anstatt Gott für die Quelle aller Weisheit und allen Wissens zu halten, sich selbst für etwas Besonderes hält. Hat Gott denn nicht die Macht, ihn geistig durcheinander zu bringen und stattdessen besseren Verstand, mehr Wissen und Gewandtheit seinem Bruder zu gewähren, den er vorher für minderwertig hielt?

Gleichermassen ist derjenige hochmütig, der angesichts seines Reichtums und seines hohen Ranges auf seinen Bruder herabschaut. Er ist übermütig, weil er die Tatsachen übersah, dass sein Rang und seine Grösse ihm von Gott gewährt worden waren. Er ist blind und begreift nicht, dass Gott die Macht hat, ihn mit solchem Unglück zu schlagen, dass er plötzlich zu den Niedrigsten der Niedrigen herab geworfen wird; und wiederum hat er die Macht, grösseren Reichtum und Macht jenem Bruder zu gewähren, auf den er gering schätzend herabgeschaut hatte. Und weiter, jene Person ist hochmütig, die stolz ist auf ihre stärkere körperliche Gesundheit oder Schönheit oder gutes Aussehen oder Kraft oder Tapferkeit oder auf verächtliche Weise Scherz mit ihrem Bruder treibt und ihn verspottet und ihm herabwürdigende Namen anhängt und, damit nicht zufrieden, seine körperlichen Mängel blossstellt.

Diese Person tut dies, weil sie sich der Existenz Gottes nicht bewusst ist, Der die Macht besitzt, plötzlich ihn mit solchen körperlichen Mängeln heimzusuchen, die viel schlimmer sind, als die seines Bruders. Und Allah kann die Kräfte desjenigen, der für minderwertig erachtet wurde, über eine lange Zeit hinfort derart segnen, dass sie niemals wieder verloren gehen oder sich verringern. Denn Allah lässt das geschehen, was Ihm beliebt. Zudem ist auch jener Mensch hochmütig, der auf seine eigenen Kräfte vertraut und in Bezug auf Gebete faul ist, weil er die eigentliche Quelle aller Stärken und Mächte nicht erkannt hat und sich selbst als etwas Besonderes erachtet.

Meine Lieben, behaltet all dies stets in Erinnerung, damit ihr durch keine Weise als hochmütig vor Allah in Erscheinung tretet und dabei dessen noch nicht gewahr werdet. Und auch derjenige ist hochmütig, der einen Fehler seines Bruders in einer herablassenden Art berichtigt. Ebenso ist auch jener hochmütig, der dem, was sein Bruder sagen möchte, nicht höflich zuhört und stattdessen sein Gesicht von ihm abwendet. Desgleichen verhält sich auch jener hochmütig, der Ekel vor seinem armen, mittellosen und bedürftigen Bruder empfindet, wenn dieser sich neben ihm setzt. Genauso bringt auch derjenige Hochmut zum Ausdruck, der seinen betenden Bruder verspottet und verlacht.

Aber auch derjenige verhält sich hochmütig, der den Auserwählten und Gesandten Allahs den Gehorsam verweigert. Gleichermassen ist auch die Person hochmütig, die den Worten von Allahs Auserwählten und Seinen Gesandten nicht wachsam zuhört und die von ihnen verfassten Schriften nicht aufmerksam liest. Bemüht euch also darum, frei von jeglichem Anteil an Hochmut zu sein, damit ihr keine Verderbnis erfahrt und zusammen mit euren Familienangehörigen Errettung findet. Wendet euch zu Gott. Liebt Ihn so sehr wie es in diesem Leben nur möglich ist und fürchtet euch vor Ihm so sehr wie es in diesem Leben nur möglich ist. Läutert euer Herz und eure Absichten, werdet demütig, sanftmütig und ungefährlich, damit euch Gnade erwiesen werden kann.“ (Nuzul-ul-Masih, Ruhani Khaza’in, Bd. XVIII, S. 402 f.)

Der zweite nun dargelegte Aspekt dieser Bedingung besagt, dass man sein Leben in Demut, Bescheidenheit, Freundlichkeit, Duldsamkeit und Sanftmütigkeit verbringen sollte. Wie ich bereits ausgeführt habe, ist es wichtig, dass Sie sich eine hohe Tugend, einen hohen Charakter und eine hohe Moral aneignen, wenn Sie Ihre Köpfe und Herzen von Hochmut zu befreien versuchen und dann tatsächlich befreien, da andernfalls Satan erneut angreifen wird – denn es ist seine Aufgabe, Ihnen nachzustellen und Sie nicht allein zu lassen.

Und diese hohe moralische Eigenschaft bezieht sich auf Demut und Sanftmut. Ein hochmütiger Mensch und ein demütiger Mensch können niemals zusammenleben. Hochmütige Menschen verspotten und verlachen demütige Menschen, die Allahs Diener sind. In Konfrontation mit solchen hochmütigen Menschen sollten Sie nicht deren Eigenarten übernehmen, sondern das folgende Gebot Gottes befolgen:

„Die Diener des Gnadenreichen sind diejenigen, die in würdiger Weise auf Erden wandeln, und wenn die Unwissenden sie anreden, sprechen sie: ‚Frieden.‘“ (24:64)

Hadhrat Abu Sa’id Khudrira berichtet, dass der Heilige Prophetsaw sagte:

„Allah wird jene Person um einen Rang erheben, die Seinetwillen eine Stufe an Demut erklomm, und ihr letztendlich sogar einen Platz unter den Höchsten der Hohen gewähren. Und Allah wird jene Person um einen Rang erniedrigen, die Allah gegenüber eine Stufe an Hochmut hochstieg, und ihr letztendlich sogar einen Platz unter den Niedrigsten der Niedrigen zuweisen.“ (Masnad Ahmad bin Hanbal, baqi masnad mukthirina min-assahabah)

Für Ihr eigenes Wohl ist es besser, dass Sie die Gesellschaft solcher Personen verlassen, indem Sie sich mit einem „Salam“ verabschieden. Dies ist besser für Sie, da sich dadurch Ihr spiritueller Stand verbessern wird, während Ihre Gegner aufgrund ihres Geredes unter die Niedrigsten der Niedrigen fallen werden. Weiterhin wird einem Hadith zufolge von Hadhrat Hurairahra berichtet, dass der Heilige Prophetsaw sagte:

„Durch das Spenden von Almosen verringert sich der Reichtum nicht. Und je mehr ein Diener Allahs anderen vergibt, desto mehr Ehre gewährt ihm Allah; und je mehr sich eine Person Demut und Bescheidenheit aneignet, desto mehr erhebt Allah sie im Rang.“ (Sahih Muslim, kitab-ul-birr was-silah, Kapitel istihbabil ‘afwi wat-tawadhu’)

Und in einem anderen Hadith wird durch den Bruder von Hadhrat ‘Iyaz bin Himar bin Mujashira berichtet, dass sich der Heilige Prophetsaw unter ihnen befand, als er plötzlich aufstand und sagte:

„Allah hat mir offenbart, dass ihr dermassen demütig werden solltet, dass keiner von euch anderen gegenüber Hochmut äussert und ebenso auch keiner von euch sich anderen gegenüber grausam verhält.“ (Sahih Muslim, kitab-ul-jannati was-sifati na‘imiha wa ahliha, Kapitel sifaatillati yo‘arafu biha fid-dunya ahlul-jannati wa ahlun-naar)

Zudem gibt es ein weiteres Hadith, das wir beim gegenseitigen Umgang miteinander stets in Erinnerung behalten sollten. So berichtet Hadhrat Hurairahra, dass der Heilige Prophetsaw sagte:

„Durch das Spenden auf dem Wege Allahs verringert sich der Reichtum nicht. Und je mehr ein Diener Allahs anderen vergibt, desto mehr Ehre gewährt ihm Allah; und je mehr sich eine Person Demut und Bescheidenheit aneignet, desto mehr erhebt Allah sie im Rang.“ (Sahih Muslim, kitab-ul-birr was-silah, Kapitel istihbab-il-‘afwi wat-tawaadhu’)

Folglich sollten es sich alle Ahmadis zur Gewohnheit machen, einander zu vergeben. Dies wird nicht nur den eigenen Stand im Jenseits verbessern, sondern Allah wird Ihnen auch im Diesseits Ehre zuteil werden lassen und diese immer weiter vergrössern. Denn Allah belässt keine Tat, die um Seinetwillen begangen wird, ohne eine Belohnung.

Quelle: Der 5. Khalifa der Ahmadiyya Muslim Jamaat: Mirza Masroor Ahmad, Die Bedingungen des Bai`at, Verlag der Islam, 1. Auflage, 2007, S. 153-173