Wurde der Islam durch das Schwert verbreitet?

Nach den ersten 13 Jahren seiner Verkündung des Anspruchs, ein Prophet zu sein, lebte der Heilige Prophet Muhammadsaw und die meisten seiner Anhänger in Mekka. Dort waren sie schwersten Verfolgungen durch die Mekkaner ausgesetzt. Dies ging soweit, dass viele Muslime gefoltert und getötet wurden. Schliesslich wurde es den Muslimen unmöglich in Mekka zu bleiben und so mussten sie nach Medina auswandern. Bei dieser beschwerlichen Reise kamen beispielsweise viele Anhänger des Heiligen Prophetensaw ums Leben. Er zog es somit vor, auszuwandern, als den Gegnern mit Gewalt zu entgegnen.

In Medina schliesslich wurde er herzlich aufgenommen und bald als Regierungsoberhaupt der Stadt bestimmt. Auch nahmen die Mediner den Islam mehrheitlich an, was für die Mekkaner ein nicht zu ertragender Umstand war. In der Folgezeit griffen die Mekkaner die Muslime in Medina mehrmals an, wobei die Muslime meist den Sieg davon trugen. Trotzdem verbreitete sich der Islam während den kurzen Friedensphasen wie beispielsweise den der Sulha Hudaibiya (Friedensvertrag) viel schneller als während den Verteidigungskriegen gegen die Mekkaner.

In der Folge werden die militärischen Auseinandersetzungen zu der Zeit des Heiligen Prophetensaw erwähnt, um nachzuweisen, dass der Begründer des Islam niemals einen Angriffskrieg geführt hat und somit das Vorurteil, der Islam hätte sich durch das Schwert verbreitet, bar jeder Grundlage ist.

Die Schlacht bei Badr


Im 18. Monat der Hidschra (Auswanderung der Muslime aus Mekka) machten die Mekkaner den ersten Versuch, die Muslime in Mekka zu vernichten.

Dazu bedienten sie sich einer Karawane, die aus Syrien nach Arabien unterwegs war. Ihre Route führte über Medina nach Mekka, und die Karawane hatte, dem Brauch entsprechend, einen bewaffneten Schutz. Darüber hinaus wurde sie jedoch von 3000 mekkanischen Soldaten begleitet, unter dem Vorwand, der Karawane den nötigen Schutz zu bieten. Die Absicht muss offenbar gewesen sein, Medina und die Muslime anzugreifen. Als der Heilige Prophetsaw Kunde von der herannahenden Armee erhielt, zog er zur Verteidigung mit 300 Muslimen aus.

Als sie den Ort Badr erreichten, bereiteten sich die Muslime für den Verteidigungskampf mit dem Gegner vor. Der Kampf endete mit einer Flucht der Angreifer.

Die Schlacht zu Uhud


Ein Jahr später rückten die Mekkaner nochmals mit 3000 Mann aus, um die Muslime zu vernichten. Wieder trat ihnen der Heilige Prophet Muhammadsaw mit einem deutlich kleineren und sichtlich schlechter ausgerüsteten Heer von 700 Muslimen entgegen.

Die Muslime trugen auch bei dieser Schlacht zunächst den Sieg davon, doch wurde er infolge der versehentlichen Missachtung eines Befehls des Heiligen Prophetensaw für die Überwachung eines strategischen Punktes in eine Niederlage umgewandelt. Der Heilige Prophetsaw selbst erlitt Verletzungen.

Die Grabenschlacht


Im fünften Jahr der Hidschra wurde von den Mekkanern eine grosse Armee von 20.000 Mann aufgebracht, um die Muslime endgültig zu vernichten.

Die Stadt Medina zählte kaum mehr als 3.000 männliche Einwohner. Es wurde beschlossen einen Graben rund um die Stadt herum anzulegen und so den zahlenmässig überlegenen Feind auf Distanz zu halten. Die Zahl der muslimischen Verteidigungskräfte betrug 1.200 Mann. Es herrschte ein Belagerungszustand um die Stadt Medina.

Unterdessen machte sich ein jüdischer Stamm in Medina, Banu Quraiza, des Wortbruchs gegenüber den Muslimen schuldig, so dass die Muslime auf einer bisher von diesem Stamm überwachte Seite der Stadt, plötzlich unverteidigt dastanden.

In der sehr bedrängenden Lage für die Muslime, geschah ein Wunder: Ein gewaltiger Sturm erhob sich, wobei einige Feuer des feindlichen Lagers ausgingen. Die Mekkaner glaubten an die Wichtigkeit des Feuers, das die ganze Nacht brannte; ein ausgelöschtes Feuer empfanden sie als böses Omen. Es rückten einige Leute aus dem Lager ab und es verbreitete sich das Gerücht, die Muslime hätten einen nächtlichen Überfall veranstaltet. Darauf hin zog sich das feindliche Heer nach Mekka zurück.

Die Schlacht bei Muta


Im siebten Jahr der Hidschra erhielt der Heilige Prophetsaw Berichte darüber, dass die christlichen Stämme an der syrischen Grenze einen Angriff auf Medina vorbereiten.

Er sandte daher eine Patrouille von 15 Mann aus, um einen Bericht über die Lage zu erhalten. Sie stellten fest, dass sich tatsächlich eine Armee an der syrischen Grenze sammelte. Alle 15 Männer dieser Patrouille wurden noch auf ihrem Rückweg überfallen und ermordet.

Ein Protestschreiben des Heiligen Prophetensaw an den Kaiser wurde unterschlagen und der Bote ebenfalls ermordet. Daraufhin versammelte der Heilige Prophetsaw eine kleine Truppe von 300 Mann und stellte sie unter das Kommando des ehemaligen Sklaven Zaid bin Haritha. Der Heilige Prophet Muhammadsaw konnte die Expedition nicht begleiten, aber ernannte mehrere Kommandanten, die einer nach dem anderen die Führung der Armee übernehmen sollte. Das feindliche Heer des Kaisers hatte eine Grösse von ca. 100.000 Soldaten, hinzu kamen noch einmal so viele aus arabischen Stämmen.

Die Kommandanten fielen im Kampf nacheinander in der Reihenfolge, die der Heilige Prophetsaw genannt hatte. Zuletzt übernahm Khalid bin Walid die Führung der muslimischen Armee und wechselte die Stellung der wenigen Soldaten auf eine solch beeindruckende Art und Weise, dass der Feind glaubte die Muslime hätten Nachschub erhalten und ergriff die Flucht.

Die Schlacht bei Hunän


Im achten Jahr nach der Hidschra konnten die Muslime in Mekka Einzug halten, und zwar ohne Blutvergiessen. Als einige arabische Stämme davon erfuhren, wollten sie den Muslimen Widerstand leisten. Diesmal marschierte das gegnerische Heer nach Hunän. Aber auch diese Schlacht wurde gewonnen.

Fazit


Allgemein kann festgehalten werden, dass es sich bei keiner der Schlachten um einen Angriffskrieg handelte. Vielmehr mussten sich die Muslime verteidigen, um Ihr eigenes Leben und die Glaubensfreiheit zu bewahren. Dies wird u.a. durch folgende Koranverse bekräftigt:

“Und kämpfet für Allahs Sache gegen jene, die euch bekämpfen, doch überschreitet das Mass nicht, denn Allah liebt nicht die Masslosen.” (2:191)

“Und bekämpfet sie, bis die Verfolgung aufgehört hat und der Glauben an Allah (frei) ist. Wenn sie jedoch ablassen, dann (wisset), dass keine Feindschaft erlaubt ist, ausser wider die Ungerechten.” (2:194)

In den nachfolgenden Jahrhunderten aber gab es im islamischen Territorium immer wieder weltliche Herrscher, die ihre Macht missbrauchten, um durch kriegerische Auseinandersetzungen ihren Einflussbereich zu vergrössern. Dies ist jedoch islamisch nicht legitimierbar und traf auch auf die Herrscher und Könige anderer Religionen zu. Der Islam verbietet nämlich jegliche Art von Angriffskriegen und soll sich ausschliesslich Kraft seiner Argumente und Friedfertigkeit verbreiten.