Der Tod am Kreuz
Die grundlegende Idee in der Lehre der Sühne für die Erbsünde und die gesamte Struktur des heutigen Christentums werden daraus abgeleitet, dass Jesusas nach seinem (nur so aufgefassten) Tode am Kreuz wieder lebendig wurde. Paulus selbst hat dazu folgendes ausgesagt:
»Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.« (1. Korinther 15:14)
Falls aber wir gerade durch die Bibel beweisen können, dass Jesus Christusas nicht am Kreuz gestorben sei und in der Folge auch keine übernatürliche Wiederauferstehung des Toten stattgefunden habe, fällt das ganze Gefüge des Christentums in sich zusammen.
Warum planten die Juden die Kreuzigung Jesu Christias?
Die Juden glaubten, dass Jesusas (Gott verzeihe) ein Schwindler oder falscher Prophet war. Sie versuchten deshalb ihre Beschuldigung durch die Kreuzigung zu rechtfertigen. Damit wollten sie nach Massgabe des Verses im Deuteronomium 21:23 beweisen, dass er »… ein von Gott Verfluchter sei«. Wenn nun Jesusas am Kreuz gestorben ist, waren die Juden in ihren Machenschaften erfolgreich.
Das Alte Testament würde in einem solchen Fall ihre Behauptung unterstützen, dass er „ein von Gott Verfluchter” sei. Eine solche Annahme ist aber offensichtlich falsch. Wie konnte Jesusas ein Geliebter und Auserwählter Gottes sein und zugleich als Verfluchter sterben müssen?
Wir müssen uns dabei vergegenwärtigen, dass Fluch oder La’ant, wie es im Arabischen heisst, sich auf den Zustand des Herzens eines Menschen bezieht. Ein Mensch wird nur dann als Verfluchter bezeichnet, wenn sein Herz, nach einer Entfernung von Gott, wirklich sehr dunkel wird, und wenn in ihm kein einziger Lichtstrahl von göttlicher Liebe und himmlischem Wissen übrig geblieben ist. Das Bündnis der Loyalität und Treue ist damit zerrüttet. Der Fluch kann auch bedeuten, dass zwischen ihm und Gott eine Gehässigkeit, Geringschätzung, Groll oder gar Animosität entstanden ist, so dass er als Feind Gottes dasteht. Kurz, wenn er alle Eigenschaften des Teufels übernommen hat. (Dies ist auch der Grund, warum der Teufel als Satan und als Verfluchter bezeichnet wird.) Wenn wir diese Bedeutung von Fluch oder La´ant, die im Lexikon so präzisiert worden sind, ins Auge fassen, müssen wir die falsche Annahme bestätigen, dass das Herz Jesu Christias tatsächlich von Gott entfernt war. Es ist aber offensichtlich nicht der Fall, dass Jesusas Gott leugnete, dass er Ihm gegenüber gehässig wurde und Sein Feind geworden war. Falls aber Jesusas nie solche Gesinnung gehabt hat, wie können wir uns nur vorstellen, dass er (Gott bewahre) ein Verfluchter war. Gerade deshalb hat sogar Skt. Paulus die Wahrheit ergreifen müssen, als er sagte:
„Keiner, der aus dem Geist Gottes redet, sagt: Jesus sei verflucht!” (1. Korinther 12:3)
Die folgende Aussage von Paulus ist demzufolge nicht vom Geist Gottes begleitet, sondern unter dem Einfluss des Beelzebub entstanden.
»Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist; denn es steht in der Schrift: „Verflucht ist jeder, der am Pfahl hängt.”« (Galater 3:13)
Die Prophezeiung der Psalmen
Manche Kommentatoren der Bibel haben den Psalm 22 auf Jesusas angewendet. Sie behaupten, die Psalmen hätten die Verfolgungen Jesuas vorausgesagt. Jedoch geht aus dem nachfolgenden Psalm 22:24-25 klar hervor, dass Jesusas nicht am Kreuz gestorben ist:
»Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört.« (Psalm 22:25)
Widerstand von Jesusas selbst und seine Vorsichtsmassnahmen für Sicherheit
Jesusas, wie andere Propheten Gottes, wurde von seinem Volk an seiner Verkündigung von Anfang an gehindert. Infolgedessen hatte er alle Vorsichtsmassnahmen ergriffen, damit er seine heilige Aufgabe der Bekehrung zu Gott ungehindert fortsetzen konnte. Einmal beauftragte er seine Jünger, sie sollten niemandem verraten, dass er Jesus Christus sei (Matthäus 16:20). Als aber seine Gegner versuchten, ihn zu töten, hörte er auf, unter den Juden öffentlich aufzutreten. Dafür ging er in die Gegend nahe der Wüste (Johannes 11:54-57). Er hat sich sogar vor seinen Gegnern versteckt (Johannes 12:36). Tatsache ist, als er wahrgenommen hatte, dass die irdischen Massnahmen für seine Sicherheit wenig nützten, wandte er sich an Gott und beauftragte sogar die Jünger mit derselben Aufgabe des Gebets.
Das bewegte Gebet Jesuas
»Abba, Vater, alles ist Dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir!« (Markus 14:36 und Matthäus 26:39)
Dieses Gebet wurde im Todeskampf und mit solchem Eifer und Ernsthaftigkeit geäussert, dass
„… er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiss war wie Blut, dass auf die Erde tropfte.” (Lukas 22:44)
Jesusas hat für seine Rettung vor dem Kreuzestod ernstlich gebetet. Die Schriften bestätigen in diesem Zusammenhang, dass Gott die Gebete der Gottesfürchtigen erhörte (Jakobus 5:16-18 und Johannes 9:31). Hinzu kommt, dass Jesusas selbst über die Annahme seiner Gebete folgendes gesagt hat:
»Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst.« (Johannes 11:41-42)
Infolgedessen ist das Gebet Jesuas, welches er im Garten von Getsemani geäussert hat, von Gott erhört worden. Gott hat ihn sicherlich von einem verfluchten Tod am Kreuz errettet. Dazu lesen wir noch:
»Als er […] mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden.« (Hebräer 5:7)
Da wo die irdischen Massnahmen zur Befreiung Jesuas versagt hatten, da kam der Meister im Himmel, ihn zu retten. Gerade weil Jesusas Gebete und Bittrufe geäussert hatte, errettete ihn Gott vor einem verfluchten Tode am Kreuz.
Jesus hatte das Zeichen Jonas vorausgesagt
Prophezeiung Jesuas:
Auf Grund der Ankündigung vom allmächtigen Gott wusste Jesusas, dass er von der üblichen Planung seiner Gegner befreit wird. Er wusste auch, dass seine Rettung durch Gott ein göttliches Zeichen sein wird. Er hat also folgendes prophezeit:
»Er antwortete ihnen: „Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein.”« (Matthäus 12:39-40)
In diesen Versen hatte Jesusas sein Schicksal mit demjenigen des Propheten Jonaas verglichen. Das Zeichen des Propheten Jonaas, welches im Buch Jona beschrieben wird, ist wie folgt:
»Der Herr aber schickte einen grossen Fisch, der Jona verschlang. Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches, und er betete im Bauch des Fisches zum Herrn, seinem Gott: „In meiner Not rief ich zum Herrn, und er erhörte mich. Aus der Tiefe der Unterwelt schrie ich um Hilfe, und du hörtest mein Rufen.” […] Da befahl der Herr dem Fisch, Jona ans Land zu speien.« (Jona 2:1-3.10)
Falls nun Jesusas am Kreuz sterben musste und tot ins Herz der Erde (d.h. ins Grab) gelegt wurde, wo bliebe da die Ähnlichkeit mit dem Fall Jona. Jonaas wurde vom Fisch lebendigen Leibes geschluckt. Alsdann blieb er im Fischbauch lebendig und kam lebendig wieder heraus. Die Ähnlichkeit in beiden Fällen ist nur dann gegeben, wenn Jesusas, wie Jonaas, lebendig in den Fisch, beziehungsweise, ins Grab, gelegt wurde, und auch lebendig aus dem Grab herausgekommen ist.
Der Traum der Frau des Pilatus
Bereits Josef hatte im Traum gesehen, dass er das Leben Jesu während seiner Kindheit retten musste. Er nahm Jesusas und seine Mutter mit nach Ägypten. (Matthäus 2:13) In ähnlicher Weise bezweckte der Traum der Frau des Pilatus die Rettung des Lebens Jesu. (Matthäus 27:19)
Die Haltung des Richters Pilatus
Pilatus war von der Unschuld Jesuas überzeugt. Aus Matthäus 27:17-19 geht klar hervor, dass er Jesusas befreien und retten wollte. Dafür hatte er alles unternommen, was in seinem Machtbereich lag. Ja, sogar der Soldat hatte, offenbar unter dem Befehl von Pilatus, Jesusas eine gute und heilsame Behandlung zukommen lassen. Pilatus hatte die Bekanntmachung seines Urteils bis zu einer günstigen Stunde, also wenige Stunden vor dem Beginn des jüdischen Sabbats, hinausgeschoben. Pilatus war von der Unschuld Jesuas überzeugt. Er war nämlich überzeugt, dass Jesusas, wegen der Nähe des Sabbats, nur wenige Stunden am Kreuz ausharren würde. Man hat auch Jesusas Wein oder Essigwein verabreicht, um so seine Schmerzen zu lindern. (Matthäus 27:34)
Andere Fakten
1. Die Bewusstlosigkeit nach der Verabreichung von Essig ist als Tod aufgefasst worden. (Johannes 19:30)
2. Die Zeit am Kreuz dauerte etwa drei Stunden. (Johannes 19:14) Nach der Überlieferung von Markus war er sechs Stunden lang am Kreuz. Keine dieser beiden Zeitspannen hätte für den Tod am Kreuz ausgereicht. Gerade deshalb war der erfahrene Pilatus, der die Kreuzigung von Tausenden von Menschen befohlen haben dürfte, überrascht, dass er bereits tot gewesen sei. (Markus 15:44)
3. Die Soldaten haben Jesusas die Beine nicht gebrochen. Den beiden anderen, die mit Jesusas gekreuzigt wurden, zerschlugen sie die Beine. (Johannes 19:32-33)
4. Als Jesusas mit einer Lanze in seine Seite gestossen wurde, floss Blut. (Johannes 19:34) Dies ist ein klares Zeichen, dass er noch lebte.
5. Nachdem er vom Kreuz abgenommen wurde, wurde sein Körper nicht den Feinden, sondern den Freunden übergeben. (Johannes 19:38)
Reverend Dummolow schreibt in seiner Schilderung der Behandlung Jesuas folgendes:
»Das Holz von Myrrhe und Aloe wurde zu Pulver verrieben und in die Bänder gelegt, die in Falten auf einander folgten. Der Nacken und das Gesicht wurden ohne Zweifel offengelassen, also unverhüllt.« (Dummolows Kommentar zur Bibel, S. 808)
6. Die bekannte Salbe »Marhame-Isa« (wörtlich: „die Salbe Jesu”) wurde für die Heilung seiner Wunden verwendet. Die Zusammensetzung und Empfehlung dieser Salbe ist in zahlreichen alten orientalischen Medizinbüchern festgehalten. Dort wird auch erwähnt, dass dieselbe Salbe für die Heilung der Wunden Jesuas gebraucht wurde. Dies, nachdem er vom Kreuz lebendig herabgenommen worden war.
Das Begräbnis Jesuas
Jesusas wurde nicht so begraben wie die anderen Verurteilten. Das Grabmal, in welchem Jesusas beigesetzt wurde, war in den Felsen gehauen. (Markus 15:46) Es war also wie eine Kammer, in welcher sich mehrere Personen aufhalten konnten, ohne dass sie erstickt wären. Das Grab gehörte einem seiner ergebenen Freunde. Dieser Freund musste ernsthaft versucht haben, Jesusas wieder zum Bewusstsein zu bringen. Als das Grab am dritten Tag besucht wurde, war der Stein vom Grab weggewälzt. Dies wäre nicht der Fall gewesen, wenn eine übernatürliche Auferstehung stattgefunden hätte. (Lukas 24:2-3)
Die Befreiung aus dem Grabmal
Nachdem Jesusas aus dem Grabmal herausgekommen war, hatte er immer noch seine leibliche Gestalt. Er begegnete seinen Jüngern. Als einige von ihnen Zweifel hegten, ob er wirklich Jesusas sei, zeigte Jesusas seine Wunden. Er versicherte den Jüngern dabei, dass er kein Geist sei, sondern ein Mensch mit Fleisch und Blut. (Lukas 24:39-40) Nachdem er aus dem Grab aufgestanden war, fühlte er Hunger. Er nahm den gebratenen Fisch und ass diesen vor den Augen der Anwesenden. (Lukas 24:41-43) Nachher unternahm Jesusas eine Reise nach Galiläa zusammen mit zweien seiner Jünger. Er ging mit ihnen Seite an Seite. So brachte er sich an einen sicheren Ort.
Wäre sein Ziel die Auferstehung in den Himmel gewesen, so hätte er die Flucht nach Galiläa nicht angetreten. Falls er am Kreuz gestorben und wieder lebendig geworden wäre, (wie in der Lehre der Sühne nach christlichem Glauben behauptet wird), hätte er sich auf den höchsten Platz in Jerusalem begeben und dort öffentlich den Sieg über seinen Tod verkündet. Damit hätte er auch einen unwiderlegbaren Beweis erbracht, Sohn Gottes zu sein. Sein Verhalten ist aber ganz anders gewesen. Ganz im Gegenteil begegnete er seinen Jüngern, um diese zu überzeugen, er sei nicht am Kreuz gestorben. Auch sei er noch mit seinem irdischen Leib lebendig. Infolgedessen ist er dem Fluch der Kreuzigung entkommen. Zu beachten ist auch, dass er seine Jünger nur heimlich getroffen hat. Die behauptete Prophezeiung über seine Auferstehung entspricht einfach nicht den Tatsachen. Petrus und die anderen Jünger wussten nicht einmal davon. (Johannes 20:9)
Lukas berichtet darüber,
„die Apostel hielten das alles für Geschwätz und glaubten den Frauen nicht”. (Lukas 24:11)
Hätte Jesusas den Jüngern von seiner Auferstehung im voraus berichtet, hätten sie davon gewusst und wären überzeugt gewesen.
Seine Flucht
Jesusas geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
»Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.« (Johannes 10:16)
Ataullah Kaleem, Islam und Christentum, Verlag der Islam, 2. Auflage, 2007, S. 27-34